Systemmedizinisches Forschungsnetz zur Früherkennung und Prävention von Leberkrebs
In Deutschland entwickelt einer von 88 Männern und eine von 190 Frauen im Laufe des Lebens einen bösartigen Lebertumor. Die Häufigkeit dieser Krebsart hat sich in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt. Weltweit ist Leberkrebs die sechshäufigste Krebsart und steht auf Platz vier der mit Krebs assoziierten Todesfälle. Aufgrund spät einsetzender und oft unspezifischer Symptome wie Gewichtsverlust und Übelkeit, werden Lebertumore meist erst sehr spät erkannt und weisen dann eine sehr schlechte Heilungsprognose auf. Dies führt zu hohen Sterblichkeitsraten. Ein besonders großes Risiko an Leberkrebs zu erkranken, tragen Menschen mit chronischen Infektionen durch Hepatitis B- oder C-Viren, mit übermäßigen Alkoholkonsum, mit metabolischen Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes oder genetisch bedingten Erkrankungen wie die Eisenspeicherkrankheit. Männer erkranken dabei zwei- bis dreimal häufiger als Frauen an Leberkrebs.
Viele Krebserkrankungen lassen sich dank der Fortschritte in der Gesundheitsforschung mittlerweile gut behandeln, dennoch ist Krebs weiterhin die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit weiteren Partnern die Nationale Dekade gegen Krebs ausgerufen. Gemeinsam wollen sie die Krebsforschung stärken und Innovationen damit schneller und gezielter zu den Patientinnen und Patienten bringen und idealerweise personalisierte Diagnostik und Therapieoptionen ermöglichen. In Bezug auf den Leberkrebs stehen drei langfristige Ziele in Forschung und Praxis im Mittelpunkt:
- Vorbeugung/Verhütung der Leberkrebserkrankung (Prävention)
- Frühzeitige Erkennung (Frühdiagnose)
- Entwicklung besserer Behandlungsmöglichkeiten für Leberkrebserkrankungen (Therapie).
Neue und bessere Verfahren zur Frühdiagnose und Prävention
Die Maßnahme LiSyM-Krebs setzt die erfolgreichen Forschungsaktivitäten der BMBF-Vorgängerprogramme HepatoSys / HepatoSys II, Die Virtuelle Leber und vor allem LiSyM fort. Diese haben einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung verschiedener physiologischer Prozesse der gesunden und kranken Leber wie Verfettung, Entzündung und Regeneration geleistet. Mit Hilfe des systembiologischen und -medizinischen Forschungsansatzes konnten die Forschungsverbünde sogenannte Multiskalen-Modelle zur Beschreibung der Leberprozesse aufstellen. Die dort gewonnenen Erkenntnisse fließen nun in die Umsetzung der Ziele des Forschungsnetzes LiSyM-Krebs ein.
Das neue Netzwerk hat am 1. Juli 2021 seine Arbeit aufgenommen. Es besteht aus interdisziplinären Kooperationen aus den Bereichen Medizin, Informatik, mathematischer Modellierung und Molekularbiologie, die in drei Verbundvorhaben organisiert sind. Die Forschungsgruppen untersuchen klinisch-relevante Fragestellungen und Ziele. Mit Hilfe sogenannter Multiskalen-Ansätzen versuchen sie, den kritischen „Kipp-Punkt“ am Übergang von einer Fettlebererkrankung zum Lebertumor zu identifizieren. Zum anderen wollen sie die Diagnose früher Leberkrebsstadien verbessern. Darüber hinaus haben sie sich das Ziel gesetzt, verlässliche, nicht-invasive Verfahren zur Diagnose sowie individualisierte Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Neben den Forschungsverbünden fördert das BMBF ein eigenes Programm-Management zur Steuerung des Netzwerks sowie ein zentrales Daten-Management.
Link zur Bekanntmachung https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/10013.php