Das erste systemmedizinisch orientierte ERA-Net ERACoSysMed hat im Januar 2015 unter dem Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 der EU-Kommission seine Arbeit aufgenommen. Ein wesentliches Ziel des ERACoSysMed-Konsortiums aus 14 europäischen Förderorganisationen war die Förderung transnationaler Projekte innerhalb der Systemmedizin.
Die Systemmedizin ist eng mit dem Forschungsgebiet der Systembiologie verknüpft. Sie verbindet die in der Systembiologie entwickelte Methodik und die gewonnenen Erkenntnisse über komplexe biologische Vorgänge mit aktuellen Fragestellungen der medizinischen Forschung und Praxis. Durch die Verknüpfung moderner Omics-Technologien mit mathematischer Modellierung und Simulation können neue, effektive und maßgeschneiderte Behandlungskonzepte entworfen werden. Unter Einbeziehung des Patienten sollen diese Konzepte genutzt werden, um individuelle Früherkennung und Prävention zu ermöglichen oder maßgeschneiderte Medikamente zu entwickeln. Experten erwarten durch die Anwendung systembiologischer Herangehensweisen in der klassischen Medizin mittel- bis langfristig einen Paradigmenwechsel. Die neue Medizin soll personalisiert, präventiv, prädiktiv und partizipativ sein (4P-Medizin).
Drei Förderbekanntmachungen
Basierend auf der strategischen "Roadmap" zur Implementierung der Systemmedizin in Europa, die im Rahmen der Koordinierungsmaßnahme "CASyM" publiziert wurde, hat sich ERACoSysMed die folgenden Ziele gesetzt:
- die Weiterentwicklung einer starken europäischen wissenschaftlichen Gemeinschaft auf diesem Gebiet
- die Bildung eines Netzwerks europäischer Förderorganisationen
- die Veröffentlichung transnationaler Förderbekanntmachungen
Innerhalb der Laufzeit von ERACoSysMed sind drei Förderbekanntmachungen (Joint Transnational Calls) erfolgt, wobei die erste Förderbekanntmachung unter Mitbeteiligung von EU-Geldern (ERA-NET Cofund) durchgeführt wurde. Mit dem ersten Call sollten gezielt Forschungsprojekte gefördert werden, die den sozioökonomischen Nutzen des systemmedizinischen Ansatzes anhand konkreter klinischer Fragestellungen belegen. Bei diesen sogenannten Demonstrator-Projekten wurde großer Wert auf die Entwicklung neuer Konzepte für die 4P-Medizin gelegt, wobei die Integration biomedizinischer Daten und mathematischer Modelle aus der Systembiologie eine Schlüsselrolle spielten. Auch mit dem zweiten Call sollte die Umsetzung systemmedizinischer Ansätze sowohl in der klinischen Forschung als auch in der medizinischen Praxis durch Förderung von Demonstrator-Projekten vorangebracht werden.
Im Rahmen der dritten Förderbekanntmachung sollten Forschungsprojekte gefördert werden, die prädiktive computergestützte Modelle mithilfe biomedizinischer Daten validieren, um neue Erkenntnisse über menschliche Krankheiten und deren Behandlungen zu gewinnen. Die Projekte stellen die Analyse, Interpretation und Nutzbarmachung verschiedener biologischer und klinischer Daten durch adäquate computergestützte Modelle in den Fokus. Zudem demonstrieren die Forschungsprojekte die praktische Relevanz computergestützter Modelle für die medizinische Routine und deren Nutzen für den einzelnen Patienten
Zur Bekanntmachung von 2015 (1. Call)Zur Bekanntmachung von 2017 (2.Call)Zur Bekanntmachung von 2019 (3. Call)